Finally famous

Viele brillante Künstler sterben, bevor ihre Brillanz erkannt wird. Jede:r kennt die tragische Geschichte von Vincent van Gogh. Fast alle seine Versuche, Bilder zu verkaufen, blieben erfolglos. Es gab einen einzigen Käufer für ein einziges Werk. Er- lös: läppische 37 Francs. Das war’s. Van Gogh starb unbekannt.

Danach hätten seine Gemälde verloren ge- hen oder zerstört werden können, da sie ja keinen Wert hatten. Bis heute verbrennen Erben unbekannter Künstler:innen, die vielleicht Genies waren, deren Werke als Schrott. Das Erbe van Goghs rettete die Frau seines Bruders: Johanna van Gogh-Bonger besaß nicht nur über 200 seiner Arbeiten, sie machte ihn auch in der Kunstwelt bekannt. Seine Gemälde be- gannen an Wert zu gewinnen: Sie wurden gekauft, um ein Vielfaches weiterverkauft und 100 Jahre später gehörten sie schon zu den teuersten der Welt.

Dass sich Künstler:innen auf dem Markt entwickeln, unterstützen … nein, nicht Auktionen. Auch nicht Museen oder Aus- stellungen. Die Schlüsselrolle spielen Men- schen, die sich für Kunst begeistern: die Sammler:innen. Ihre Macht ist groß. Die Kunstöffentlichkeit verfolgt gespannt, wenn eine maßgebliche Sammlung aufge- stockt wird. Wird ein Neuling aufgenom- men, kann das für Aufregung sorgen – und die so entdeckte Kunst zur Freude der Investoren im Wert steigen. Es moti- viert zudem den Kunstschaffenden selbst und ermöglicht ihm oder ihr, ohne finanzi- elle Sorgen kreativ arbeiten zu können. So war es auch bei Henri Matisse. Der russi- sche Sammler Sergei Schtschukin kaufte (fast) als Erster mehrere seiner Gemälde. Damit löste er eine Welle des Interesses an dem wenig bekannten Künstler aus. Schtschukin war bald selbst gezwungen, für einen „Matisse“ Unsummen zu zahlen. Was also sollten angehende Sammler:in- nen tun? Sammlungen von Leuten wie Pinault und Arnault beobachten oder auf ein unerkanntes Genie setzen? Hängt vom Ziel ab: Wenn du schnell investieren willst, solltest du andere Sammlungen checken. Willst du talentierte Menschen unterstützen, kaufe Kunst, die dir gefällt. Letzteres hat vermutlich Investitions- potenzial: Es ist kein Zufall, wenn Bilder bereits in Galerien gehandelt werden. Die- se Kunst wird an Marktwert gewinnen – morgen oder erst in ein paar Jahren. Das Schöne daran: Man kann selbst Künst- ler:innen unterstützen und mit jedem Kauf deren Bekanntheitsgrad stärken – sowie den eigenen Ruf! Mit einer solch systematischen Unterstützung gewinnst du beides: ein exquisites Hobby und ein sehr elegantes Geschäftsprojekt.

(Finanzielle 02/24)