Ein (teures) Werk eines berühmten Künstlers zu kaufen, birgt immer das Risiko, sich eine Kopie ein zu handeln. Aber warum gibt es überhaupt so viele Fälschungen? Nicht immer steckt Betrug dahinter. Kopien wurden buchstäblich seit der Antike angefertigt: Schüler verfeinerten ihre Malfähigkeiten, indem sie die Werke ihrer Lehrer kopierten.
Originale sind natürlich am wertvollsten, aber auch Kopien können ihren Wert haben, je nachdem, welches Werk als Vorbild diente. Zahlreiche Kopien der Mona Lisa führten schon zu Kontroversen – stand hier das Gemälde von Leonardo da Vinci Pate oder ist es das (von ihm angeleitete) Werk eines seiner Schüler? Ein echter „Star“ der kriminellen Kunstwelt war Wolfgang Beltracchi: Er „vollendete“ die Werke vieler berühmter Künstler – und brachte seine Gemälde als ihre zuvor verloren gegangene oder
unbekannte Werke auf den Markt. Seine Fälschungen erkennen oft nicht einmal erfahrene Spezialisten der Auktionshäuser. Man scherzt sogar, die besten Bilder von Max Ernst seien von Beltracchi. Hochwertige Fälschungen erfordern viel Arbeit, Handwerkskunst und umfassende Kenntnisse in Kunstgeschichte – aber auch in Chemie und Materialkunde. Zunächst braucht es eine Leinwand, die denen des Künstlers sehr ähnelt. Wer etwa
das Werk Leonardo da Vincis nachahmen will, benötigt eine Holztafel aus seiner Zeit. Die Farben sollte man nach ebenso alten Rezepten zubereiten und dabei alle Feinheiten und Geheimnisse der Farbmischung des Künstlers berücksichtigen. Und natürlich muss das Gemälde seinem Malstil entsprechen: Kunstexpert:innen vergleichen die Richtung und Dicke der Pinselstriche, zählen die Anzahl der Farb- schichten. Auch ohne plausible Geschichte seiner Entstehung und seiner Besitzer kann heute kein Gemälde legalisiert und verkauft werden. Die naive Behauptung, es „hing in Omas Haus“, muss zumindest durch historische Fotos belegt sein.
Wie kann man sich vor Kopien schützen? Es gibt zwei Strategien. Man erlaubt sich einen „Fehler“ und kauft ein teures Gemälde, selbst wenn damit zu rechnen ist, dass es kopiert ist. Sammler sind Glücksspieler. Wer weiß schon, ob Beltracchis Fälschungen nicht mal mehr wert sind als die Werke der eigentlichen Künstler? Die andere Strategie kann über Jahre ein spannendes Abenteuer sein: die Werke lebender Künstler:innen zu kaufen, an ihren Erfolg zu glauben und ihren Schaffensdrang zu unterstützen. (Julia Vorozhtsova www.Finanzielle.de 01/2024)