Every Day: Born – Die – Born – Die – Born…

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Malerei von Olena Zublevich und keramische Bilder von Anastasia Tori (Odesa, Ukraina)

Olena Zublevich: „Der Ausbruch des Krieges kam für uns alle überraschend: Verblüffung, Panik, Orientierungslosigkeit durch die Explosionen. Wir wollten diese Erfahrung nicht, aber wir haben sie gemacht.
Man kann das nicht verstehen, wenn man es nicht am eigenen Leib erfahren hat.

Ohnmacht aufgrund der Unfähigkeit, den Krieg zu stoppen, Ohnmacht aufgrund der Unfähigkeit, den Verlauf der Ereignisse mit dem eigenen Verstand vorherzusagen. Wohin wird die Bombe fallen? Auf das Haus deiner Nachbarn, auf das deiner Freunde? Auf dein eigenes Haus? Man kann sich nicht vorstellen, dass sie Odessa anfliegen – es ist eine so schöne Stadt, und dann sieht man, wie Museen und Theater in anderen Städten zerstört werden.

Es ist unmöglich, etwas vorherzusehen. Man sagt zueinander: „Ich hoffe, dass ich schnell und schmerzlos sterben werde“. Jeder hat sich mit der Möglichkeit des schnellen Todes abgefunden, nur um nicht zum Krüppel zu werden oder um die Schrecken dieses Krieges nicht mit eigenen Augen sehen zu müssen. Das ist es, was alle am meisten fürchten, die Zivilisten viel mehr als die Soldaten.

Am ersten Tag des Krieges, zwei Stunden nach den Explosionen, ging ich ans Meer (natürlich mit meinem Rucksack und meinem Reisepass). Nie zuvor war es beängstigend gewesen, in die Morgendämmerung zu gehen. Aber an diesem Morgen schien die Welt nirgendwo mehr sicher zu sein. Ich traf eine befreundetet Schriftstellerin am Meer, wir unterhielten uns, machten ein Foto „für alle Fälle“ vor dem Hintergrund des Meeres und vereinbarten, dass wir, wenn wir in unsere Wohnungen zurückkehrten, an unseren Werken weiterarbeiten würden. Das hat alles nicht funktioniert.

„Nach einer Woche, nach Labyrinthen der Überlegungen und Sackgassen der Hoffnungslosigkeit, begann ich, Collagen zu machen. Symbolische Inhalte mit Elementen der Mythologie und des Sakralen.
Das Mythologisieren, die Symbolik, die Berufung auf überweltliche Mächte und auf die Wurzeln unserer Vorfahren sind eine Folge der Entdeckung unserer Verletzlichkeit. Wenn unsere eigenen Kräfte nicht ausreichen, uns zu beschützen, wenden wir uns an einer höheren Macht. Wenn die Logik die Invasion des Bösen nicht stoppen kann, kommen Bilder ins Spiel“, so Olena.