Frau und Cello
…wer denkt nicht an Charlotte Moorman, die Performance-Musikerin der Fluxusbewegung der 60er Jahre? Eine Antwort der Gegenwart gibt Marina Lioubaskina In ihrem Werk „Cellistin in urbaner Landschaft“.
20 wie flüchtig hingeworfen anmutende SW – Zeichnungen einer Cellistin, ihr Instrument spielend, erzeugt den Eindruck eines Insektenschwarms. Der sogenannte „Stachel“ des Instruments wird zum Stachel des Insekts, die Triangeln der gewinkelten Arme werden zu „Flügeln“. Das ganze Ensemble macht einen schwirrenden, aggressiven Eindruck, die „Stachel“ sind nicht zu übersehen.
Anders als im Fluxus der 60er, als der „ausgestellte“ z.T. nackte und verfremdete Frauenkörper der Performerin Moorman den Blick auf die Frau in der Gesellschaft und die maskulinen Spielregeln dahinter irritierte und revolutionierte, treffen wir hier auf einen Schwarm entfesselter, bewehrter insektoider Frauengestalten – bereit, die Welt zu besiedeln.
Der Befreiungszug der Frau oder besser des weiblichen Zugangs zur Welt ist das große, übergreifende Thema Marina Lioubaskina’s. In ihren neuen Arbeiten bringt sie durch den Dialog mit Zitaten aus der Insektenwelt eine neue Komponente des „Frauseins heute“ zur Anschauung:
Eine neue kollektive Stärke und ein verbindendes feministisches Bewußtsein, aber auch die Konfrontation mit Misogynie, Antifeminismus und männlichen Ängsten gegenüber etablierter, aber weiterhin unverstandener Weiblichkeit.