Wer sich für Kunst als Investment interessiert, will eins dringend wissen: Wie erkenne ich, ob ein Gemälde Potenzial hat? Gute Frage. Unsere Expertin weiß Antwort
Wer als junge:r Sammler:in zum ersten Mal ein Kunstwerk kauft, hat vor allem: viele Fragen. 1. Soll ich in dieses Werk investieren? 2. Ist der vom Verkäufer festgesetzte Preis angemessen? 3. Wie hoch ist das Investitionspotenzial des Kunstwerks, und könnte ich für das Geld etwas Wertvolleres kaufen?
Im Kunstmarkt zahlt sich eine Investition in zweierlei Hinsicht aus: Unmittelbar – durch Gedanken und Emotionen, die in uns aufkommen, wenn wir Kunst begegnen. Dieser Teil der Amortisation beeinflusst unser Leben, das soziale Umfeld und schafft sogar einen neuen Status. Und dann über das Geld selbst: In den späten 1930er-Jahren bat Albert Marquet seinen Freund Henri Matisse, ihm seine Werke zu einem guten Preis zu verkaufen. „Alles auf der Welt ist wankelmütig“, erklärte Marquet, „ich möchte in gute Gemälde investieren.“ Matisse erwiderte: „Glauben Sie wirklich, dass Matisse eine gute Investition ist? Ich selbst investiere in Gold.“ Wir wissen, wer recht hatte: Gold ist seither im Wert gestiegen, aber die Rentabilität einer Investition in Matisse war unvergleichlich höher. Marquet beantwortete dabei erfolgreich alle drei Hauptfragen: Er wählte die Gemälde, in die er investieren wollte, handelte einen angemessenen Preis aus und berechnete das Investitionspotenzial richtig.
Muss ich reich sein, um Kunst zu sammeln? Viele große Sammler begannen da- mit, Werke wenig bekannter Künstler zu kaufen, zahlten sogar in Raten. Wer sich in den 1990er-Jahren nicht scheute, ein Bild von Jean-Michel Basquiat für 20.000 Dollar zu kaufen, hat jetzt mehrere Millionen Dollar an der Wand hängen. Die Digitalisierung hat das Tempo des Kunstmarkts noch beschleunigt. Wie finde ich den Basquiat von morgen? Liquidität vorausgesetzt, kann man Berater:innen engagieren, die Werke von Künstler:innen mit hohem Investitionspotenzial aufspüren. Wer viel Zeit und Interesse hat, kann selbst versuchen, die Algorithmen echter Kunst zu ermitteln. Nur eine Strategie ist garantiert falsch: gar keine Kunst kaufen. (Julia Vorozhtsova www.Finanzielle.de 04/2023)